| | |

Die Prozessionen am Karfreitag – Die Osterwoche in Massa Lubrense

Jedes Jahr am Karfreitag finden zwei Prozessionen in Massa Lubrense statt: die der Erzbruderschaft ‘Morte e Orazione’ im Massa centro und jene der Bruderschaft ‘San Filippo Neri’ im Ortsteil ‚Torca‘.

Erzbruderschaft  ‘Morte e Orazione’ – Massa Zentrum

Route: Kirche von ‘S. Maria delle Grazie’, Largo Vescovado, Via Palma, Via Roma, Via Rivo a Casa, Via IV Novembre, Piazza Marconi, Via Rachione, Via Mortella, Rotabile Massa Turro. Viale Filangieri, Largo Vescovado,Via Mortella, Rotabile Massa Turro, Viale Filangieri, Largo Vescovado, Kirche von ‘S. Maria delle Grazie’.

Die Prozession des “Leichnam Christi”, die sich jeden Karfreitag durch die Straßen von Massa Lubrense schlängelt, ist eine  dramatische und symbolische Darstellung mit kathartischem Wert des Leidens und  Sterbens Jesu Christi.  Sie stammt von gleichartigen mittelalterlichen Darstellungen, die später, durch den theatralischen Stil der Spanier ergänzt,  in der örtlichen religiösen Ostertradition  eingeführt wurden. Diese Theatralik wird besonders durch die Vorführung der Leidenswerkzeuge (Arma Christi) hervorgehoben.

Es waren die Jesuiten, die die Prozession des Leichnam Christi förderten. Obwohl es in der Stadt Massa Lubrense ein großes und mächtiges Internat dieses Ordens gab, scheint  keine Andeutung und keine Beschreibung dieses kirchlichen Umzuges erhalten zu sein.

Der Anwalt Cuomo, hervorragender Historiker von Massa Lubrense, behauptet: “ um 1910-12 fängt man an, diese Prozession des ‘Leichnam Christi‘ auch in Massa Lubrense zu organisieren, seitdem die Laienverwaltung dieser Kathedrale eine Statue gekauft hatte. Am Anfang nahm nur die Bruderschaft ‚Rosario dell’Annunziata‘, mit  ihren eigenen Ordenstrachten (weiße Hemden, schwarze  Mozetten und weiße Kapuzen), die sie normalerweise anlässlich der Begräbnisse der Ordensbrüder trugen, an der Prozession teil. Im Laufe der Zeit kam es langsam zum Verfall dieser Prozession, bis die Tradition im Jahre 1971 mit schwarzen Ordenstrachten, neuer Route und neuen Kirchengeräten wiederbelebt wurde. Seit 1995 wird die Prozession nicht mehr von der ehemaligen Kathedrale ‚S. Maria delle Grazie‘ organisiert, sondern von der wieder aufgeblüten Bruderschaft ‘Morte e Orazione‘. Sie geht von der ehemaligen Kathedrale ‚S.Maria delle Grazie‘ gleich nach Sonnenuntergang aus, nur im Licht der Fackeln, in strenger Ordnung und  Ruhe.

Bruderschaft ‘San Filippo Neri” – Torca

Route: Pfarrkirche ‘San Tommaso Apostolo’, Piazza San Tommaso Apostolo, via Botteghe di Sopra, via Torricella, Via Croce, Via Reola, via Regina Margherita (bis zur Abzweigung zum  Ortsteil ‘Acquara’), Rückkehr entlang via Regina Margherita, via Reola, Doppio Corso, Via Deserto, Piazza Sant’Agata, Corso Sant’Agata, Via Croce, Via Torricella, Piazza San Tommaso Apostolo, Pfarrkirche ‘San Tommaso Apostolo’.

Die Prozession des gestorbenen Christus der Bruderschaft ‘San Filippo Neri’ in Torca.

Die Bruderschaft ‘S. Filippo Neri’ des kleinen Ortsteiles ’Torca‘ organisiert eine andere Prozession in der Karwoche, und zwar am Karfreitagabend. Diese Initiative wurde von dem ehemaligen Pfarrer Mollo ergriffen, der die Prozession mit einer Statue des gestorbenen Christus aus Pappmaschee veranstaltete. Aufgrund der Abnutzung (und vielleicht auch aus Schlampigkeit) wurde diese Statue von Don Mario Cafiero gegen eine andere Statue aus Holz ausgetauscht, die mit den Opfergaben der Einwohner von Torca realisiert wurde.   Wie alle anderen gleichartigen Rituale, fängt die Prozession in der Abenddämmerung an; trotzdem zeigt sie einige Unterschiede: sie wird  von Kindern der Pfarrkirche mit ihren Wimpeln eröffnet, auf die die Vereine der Katholischen  Jugend- und Frauengruppen und danach die Bruderschaft mit den schwarzen Kutten folgen. Die Ordensbrüder tragen die Leidenswerkzeuge (die sogenannte ‘martiriund die Lampen.

Der  letzte Teil der Prozession besteht aus einer Gruppe von Kindern (die auf den Schultern  das Kreuz tragen), einer Statue des gestorbenen Christus (mit Blumen geschmückt), der Musikkapelle, einem Jugend-Chor und am Ende der ehrwürdigen Statue der ‚Addolorata‘ (Die Schmerzensmutter) , die mit Blumen und Lichtern geschmückt ist,gefolgt von einer großen, im Gebet versunkenen, Frauengruppe. In dieser Prozession der Bruderschaft ‚S. Filippo Neri‘, singt der Chor  die  Hymne ‚Al Calvario‘ (‚Auf dem Leidensweg‘), die mit diesen Worten anfängt:

Del Calvario sull’erta pendice Il Dator della vita s’immola Col suo sangue dell’Uomo infelice Ei cancella la colpa fatal A raccogliere l’estrema parola Del Suo figlio morente una madre Resta immota tra barbare squadre Come vinta da colpo fatal.”

Die Prozession erreicht die angrenzende Pfarre von Pastena und S.Agata, in deren Kirchen der Pfarrer einer frommen Menschenmenge eine Rede hält und dann kommt sie nach Torca zurück, wo die Teilnehmer und das Volk den Mantel der Madonna und die Statue des gestorbenen Christus küssen, als Ende dieses  Buß-Rituals, aber auch als Auspizium für Ostern.

processioni del Venerdì Santo